Darstellung
Die erste urkundliche Erwähnung findet sich im Jahre 1230 als Borchardestorp. Zu vermuten ist, dass sich dieser Name von einem Ritter namens Borchard oder Burchard ableitet. Aus dieser Zeit - dem Mittelalter - stammen auch die drei Burganlagen, die nach geschichtlicher Überlieferung zwischen 1291 und 1349 durch Kämpfe zerstört worden sind. Auch danach sollen jedoch die Herren von Zülen weiter in Borchardestorp geblieben sein. Und noch etwas ist überliefert: Die Herren von Borchardestorpe gehörten dem Raubritteradel an. Deshalb ist auch in einigen Schriften von Raubschlössern und Raubritterplage die Rede. Ob sich Reste hiervon bis heute erhalten haben? Auf jeden Fall haben wir, mit diesem geschichtlichen Bezug auf Ritter und Burgen ein Wappen für Borstorf erstellt. Die Feuerwehr hat in den achtziger Jahren schon einmal ein Schild entworfen und hergestellt. Es handelte sich um eine aus Holz gesägte Wildsau. Dieses Schild wurde dann bei den damals stattfindenden Wettbewerben "Spiel ohne Grenzen" als Borstorfer "Wappen" eingesetzt - und es hat Glück gebracht. Dreimal hat Borstorf diesen Wettbewerb mitgemacht und wurde jedes Mal Sieger. Auf die Wildsau war man übrigens gekommen, weil aufgrund von Streitigkeiten in der Gemeinde und Feuerwehr die Presse damals den Begriff "borstige Borstorfer" geprägt hatte.
Ähnlich wie dieses falsche Wappen hat es in Borstorf auch schon einige falsche Straßenschilder gegeben. In den siebziger Jahren - als es in Borstorf noch keine Straßennamen gab -hatten einfallsreiche Mitbürger Schilder gemalt und über Nacht aufgestellt. Die heutige Brunnenstraße zeichnete sich seinerzeit durch Kinderreichtum aus und wurde deshalb kurzerhand zur Fruchtallee ernannt , und die heutige Burgstraße hieß "Inspektor-Pump-Straße" nach dem damaligen Deputatarbeiter der Landwirtsfamilie Heymann. Mit den Schildern war sicherlich auch eine Anspielung verbunden, endlich einmal Straßennamen mit entsprechendender Beschilderung zu schaffen.
Da man Humor am besten dadurch zeigt, dass man über sich selbst lachen kann, mögen diese kleinen Beispiele ein Beweis dafür sein. Inzwischen hat man in Borstorf auch richtige Straßennamen. Die Burgstraße zum Beispiel wird links und rechts gesäumt von zwei in den Ackerflächen kaum noch erkennbaren Burganlagen. Aber eine noch gut erhaltene Doppel-Burganlage ist erreichbar über die Burgstraße Richtung Schretstaken. Sie ist inzwischen auch gesondert ausgeschildert und liegt kurz vor dem Waldrand im "Rebbenbruch".
Mittelpunkt der Gemeindeaktivitäten ist das ebenfalls in der Burgstraße gelegene Dorfgemeinschaftshaus "Alte Schule". Dieses Gebäude wurde 1889 erbaut und diente bis 1968 als Schule. Ab 1994 wurde es vom Keller bis zum Dach komplett renoviert. Angebaut ist das neue Feuerwehrgerätehaus. Daneben ist ein Spiel- und ein Bolzplatz, auf dem auch einige dörfliche Veranstaltungen wie Kinderfest und Osterfeuer stattfinden. Solche gemeinschaftlichen Aktivitäten sind wichtig für das Dorfleben und müssen so einiges ersetzen, was es früher auf dem Dorfe gab und es zumeist nicht mehr gibt. Gastwirtschaft, Krämer, Tanzveranstaltungen (Deernsmusik) und Klönschnack auf der Milchbank waren wichtig für soziale Kontakte, und viele Ältere erzählen noch gern hiervon.
Vom letzten Gastwirt Schmaljohann ist bekannt, das er für jedes Bier einzeln durch die hinter der Theke befindliche Klappe in den Keller stieg und dabei stets so freundlich lachte, das die Pfeife zwischen den Zähnen klapperte. Hier sollen auch noch in den fünfziger/sechziger Jahren Skatrunden stattgefunden haben, die sich über mehrere Tage hinzogen. Einmal ging man zwischendurch kurz zur Röntgenreihen- Untersuchung und spielte danach wieder weiter. Man ließ sich nur ungern und dann nur kurz unterbrechen.
Beim "Höker" war es nach Feierabend in doppelter Hinsicht sogar noch in den siebziger Jahren immer voll. Flaschenbier und Korn aus dem Demillon flossen reichlich. Einmal soll jemand an einem Tag allein eine ganze Kiste Bier getrunken haben und fiel dann nach einem zusätzlichen Korn einfach um. Dazu rief der "Höker" dann meistens: "Es rauschen die Wälder...".
Nun aber wieder ernsthaft: Dies alles gibt es nicht mehr, und es hat sich noch viel mehr verändert. Der Übergang von der durch Bauernhöfe geprägten Situation zu einer neuen Struktur ist teilweise schmerzhaft und erfordert viele Maßnahmen und politisches Gespür. Borstorf hat sich auf vielen Ebenen, besonders in den letzten Jahren, neue Ziele gesetzt und entsprechende Projekte verwirklicht. Neben dem Gemeinschaftshaus gehören zu diesen Maßnahmen die Ostsentwässerung, viele naturnahe Gestaltungen, Gasversorgung, Buswendeplatz, Neubau der Straßen und Wege und natürlich auch gemeinschaftliche Veranstaltungen. Das alte Feuerwehrgerätehaus "Am Brink" ist seit vielen Jahren ein beliebter Jugendtreff. In der Kommunalpolitik ist jetzt und in Zukunft weiterhin das Hauptziel Verbesserung der Lebensqualität. Elemente sind Wohnen und Freizeit und, wo irgend möglich, auch Arbeiten im Dorf - und auch das Mitarbeiten an Verbesserungen nicht nur im Ort, sondern auch in der Region. In Borstorf haben sich inzwischen einige Betriebe angesiedelt, z.B. eine Keramikwerkstatt, ein Geigenbauer, ein Schmied (Zäune und Tore), eine Motorradwerkstatt, zwei Reiterhöfe, ein Restaurant, ein Fuhrunternehmen, ein Industrie-Service und eine Heilpraktikerin.
Die Gemeinde hat etwa 300 Einwohner und für so einen kleinen Ort eine relativ große Gemarkung, nämlich 864 Hektar und ist im Westen, Norden und Süden von Wald umgeben. Die Kreuzung am Dorfteich führt östlich nach Breitenfelde und Mölln, westlich nach Koberg und Trittau, nördlich nach Bälau, Walksfelde und Nusse und südlich zur Burganlage.
Autor: Hans-Joachim Krückmeyer